Der erste Morgen
Mittlerweile ist es 7.00 Uhr. Die Stallgasse ist wieder sauber. Ich habe noch einige Pferdeäpfel aus der Box geklaubt bevor das Fohlen sich dort reinlegt. Einige Stunden nach der Geburt isst das Fohlen die Pferdeäpfel seiner Mutter sowieso noch nicht. Mutter und Kind sind wohlauf. Ich habe mindestens eine Stunde an der Boxenwand gestanden und zugeschaut. Ich kann mich gar nicht sattsehen. Alle Müdigkeit der letzten Tage ist verflogen. Der Adrenalinpegel bei mir ist immer noch sehr hoch! Der Hof und das Dorf erwachen. Die ersten Frühaufsteher haben bereits gesehen, dass mein Auto noch vor dem Pferdestall steht und dies kann nur eins bedeuten: Das Fohlen ist da! Die ersten Neugierigen kommen in den Stall. Das Fohlen ist wie jedes Jahr ein Grossereignis. Ich bekomme Kaffee und belegte Brötchen mitgebracht (Dorfservice *ggg*). Ja, bei uns auf dem Lande ist die Welt noch in Ordnung. Jemand kommt mit einem Tablett voll Korngläser und einer Flasche Saurem. Das Fohlen muss ja anständig begossen werden! - Ich fange an, mich zu fragen, ob ich diesen Morgen überleben werde, denn durchwachte Nächte, Adrenalinpower und Alkohol schaffen mich! Es nützt nichts! Da muss ich durch. Nebenbei füttere ich die Pferde im Stall. Die Party auf der Stallgasse ist im vollen Gang. Die meisten Dörfler werden ihr Tagewerk heute wohl etwas später beginnen. Die Kinder müssen heute nicht den Schulbus nehmen. Sie werden mit dem Auto gebracht, damit sie noch eine Weile den Anblick des Pferdebabys geniessen können. Wie heisst es so schön: Man muss die Feste feiern wie sie fallen!!!

Eine kleine Danksagung
Gerade in der Zeit der Fohlenwachen und in den ersten Lebenswochen der Fohlen wird meine Familie von mir sehr vernachlässigt. Mein Mann und meine Kinder bekommen mich nur wenig zu Gesicht. In dieser Zeit halten mein Mann und meine Mutter die Stellung, sodass ich fast keine eigenen Mutterpflichten habe. Manchmal wird das dann in der Familie schon stressig, aber wir halten alle zusammen und obwohl mein Mann kein eingefleischter Pferdefreak ist, hat er grosses Verständnis. Dies halte ich nicht für selbstverständlich. Die von mir betriebene Pferdezucht basiert also auch auf der grossen Mitarbeit meiner Familie. Dies wollte ich nicht unerwähnt lassen.
Vielen Dank, liebe Familie.

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